Interview

Hier können sie das Gespräch als Text lesen:

Bild von Frau Doudis

Wir vom Netzwerkbüro-Projekt Sicher, Stark und Selbstbestimmt saßen im September mit 6 engagierten Frauen aus Solingen zusammen. 

Diese Frauen setzen sich besonders für Frauen ein.

Natürlich auch für Frauen mit Behinderung.

Wir haben uns in Solingen getroffen und saßen mit ganz viel Abstand um ein Mikrofon herum.

Und wir haben uns unterhalten.

Ich bin Elena Doudis und ich habe die Frauen gefragt:

Wie ist euer Netzwerk eigentlich entstanden?

Wie genau arbeitet ihr mit der Frauen-Beauftragten zusammen?

Und welche Tipps gebt ihr anderen für die Vernetzung mit auf den Weg?

Wir vom Netzwerkbüro kennen einige der Frauen schon länger und Ihnen und Euch möchte ich dieses Netzwerk jetzt in einem Interview vorstellen.

Viel Spaß dabei!

 

Elena Doudis: Von mir gegenüber sitzt Frau Lilienthal. Frau Lilienthal, könnten Sie einmal selbst den Zuhörer*innen sagen, wer sie sind?

Bild von Frau Doudis

Wir vom Netzwerkbüro-Projekt Sicher, Stark und Selbstbestimmt saßen im September mit 6 engagierten Frauen aus Solingen zusammen. 

Diese Frauen setzen sich besonders für Frauen ein.

Natürlich auch für Frauen mit Behinderung.

Wir haben uns in Solingen getroffen und saßen mit ganz viel Abstand um ein Mikrofon herum.

Und wir haben uns unterhalten.

Ich bin Elena Doudis und ich habe die Frauen gefragt:

Wie ist euer Netzwerk eigentlich entstanden?

Wie genau arbeitet ihr mit der Frauen-Beauftragten zusammen?

Und welche Tipps gebt ihr anderen für die Vernetzung mit auf den Weg?

Wir vom Netzwerkbüro kennen einige der Frauen schon länger und Ihnen und Euch möchte ich dieses Netzwerk jetzt in einem Interview vorstellen.

Viel Spaß dabei!

Elena Doudis: Von mir gegenüber sitzt Frau Lilienthal. Frau Lilienthal, könnten Sie einmal selbst den Zuhörer*innen sagen, wer sie sind?

Anne Lilienthal: Ich bin Anne Lilienthal. Ich arbeite in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Solingen. Und ich bin dort als Frauen-Beauftragte gewählt worden. Ich bin Frauen-Beauftragte seit November 2017.

Elena Doudis: Also Sie waren quasi die erste Fuhre, die gewählt wurde, nachdem das Gesetz geändert wurde. Und Frauen dürfen zu Ihnen kommen, wenn sie eine Frage oder ein Problem haben?

Anne Lilienthal: Genau. Ich bin für die Frauen in der Werkstatt da, die Probleme haben. Zum Beispiel: Mobbing in der Werkstatt. Oder Gewalt in der Werkstatt. Oder Themen rund um Schwangerschaft oder Ähnliches.

Elena Doudis: Wird das viel genutzt von den Frauen? Kommen viele Frauen zu Ihnen?

Anne Lilienthal: In den letzten 4 Jahren hatte ich 4 Frauen, die da waren. Die habe ich begleitet zu den anderen Stellen, wie pro familia oder zur Frauen-Beratungs-Stelle. Ich habe auch eine Vertrauensperson in der Werkstatt, die für die Werkstatt arbeitet und mich unterstützt.

Elena Doudis: Sie haben gerade schon gesagt: Sie leiten dann auch manchmal an eine Beratungs-Stelle weiter. Das ist eine gute Gelegenheit, um zu erwähnen, dass noch andere Frauen hier mit uns sitzen im Haus der Jugend in Solingen. Die werden wir jetzt so nach und nach im Gespräch vorstellen.

Frau Köller-Lesweng: Als ich Sie das erste Mal eingeladen habe zu unserer Vernetzungs-Tagung in Wuppertal im November 2018, haben Sie direkt gesagt: „Super! Ich komme mit der Frau Lilienthal, die kenne ich ja schon.“ Ich fand das ganz klasse. Können Sie noch einmal erklären, woher Sie beide sich kennen?

Bild von Frau Lilienthal

Anne Lilienthal: Ich bin Anne Lilienthal. Ich arbeite in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Solingen. Und ich bin dort als Frauen-Beauftragte gewählt worden. Ich bin Frauen-Beauftragte seit November 2017.

Elena Doudis: Also Sie waren quasi die erste Fuhre, die gewählt wurde, nachdem das Gesetz geändert wurde. Und Frauen dürfen zu Ihnen kommen, wenn sie eine Frage oder ein Problem haben?

Anne Lilienthal: Genau. Ich bin für die Frauen in der Werkstatt da, die Probleme haben. Zum Beispiel: Mobbing in der Werkstatt. Oder Gewalt in der Werkstatt. Oder Themen rund um Schwangerschaft oder Ähnliches.

Elena Doudis: Wird das viel genutzt von den Frauen? Kommen viele Frauen zu Ihnen?

Anne Lilienthal: In den letzten 4 Jahren hatte ich 4 Frauen, die da waren. Die habe ich begleitet zu den anderen Stellen, wie pro familia oder zur Frauen-Beratungs-Stelle. Ich habe auch eine Vertrauensperson in der Werkstatt, die für die Werkstatt arbeitet und mich unterstützt.

Elena Doudis: Sie haben gerade schon gesagt: Sie leiten dann auch manchmal an eine Beratungs-Stelle weiter. Das ist eine gute Gelegenheit, um zu erwähnen, dass noch andere Frauen hier mit uns sitzen im Haus der Jugend in Solingen. Die werden wir jetzt so nach und nach im Gespräch vorstellen.

Frau Köller-Lesweng: Als ich Sie das erste Mal eingeladen habe zu unserer Vernetzungs-Tagung in Wuppertal im November 2018, haben Sie direkt gesagt: „Super! Ich komme mit der Frau Lilienthal, die kenne ich ja schon.“ Ich fand das ganz klasse. Können Sie noch einmal erklären, woher Sie beide sich kennen?

Bild von Frau Lilienthal
Bild von Frau Lesweng mit Frau Lilienthal und Ernst im Vordergrund

Frau Köller-Lesweng: Damals war ich Gleichstellungs-Beauftragte der Stadt Solingen. Das bin ich seit Kurzem nicht mehr. Das Solinger Frauen-Forum und der Unterausschuss „Gender, Inklusion und demografischer Wandel“ hat sich jahrelang sehr dafür eingesetzt, dass die Lebenshilfe eine Frauen-Beauftragte bekommt. Ich habe dann in der Sitzung in der darüber berichtet wurde sofort den Vertretern der Lebenshilfe angeboten, dass die neue Frauen-Beauftragte mit mir Kontakt aufnehmen kann und dass ich sie unterstütze. Und gleichzeitig hat es auch die damalige Kollegin in der Frauen-Beratungs-Stelle angeboten.

Elena Doudis: Wie sind Sie darauf gekommen, dass das Thema wichtig ist und ein Kontakt wichtig ist?

Gisela-Köller-Lesweng: Da muss ich auf die damalige Vorsitzende des Unterausschusses „Gender, Inklusion und demografischer Wandel“ verweisen, die Martina Zsack-Möllmann. Die gleichzeitig auch Geschäftsführerin des Solinger Frauenhauses ist. Sie hat sich von Anfang an dafür sehr stark gemacht.

Elena Doudis: Frau Zsack-Möllmann, über Sie haben wir gesprochen. Sie sind ja auch hier! Da können Sie ja selbst einmal sagen, wie sie auf die Idee gekommen sind, dass das Frauenthema wichtig ist und zu wenig gehört wird.

Bild von Frau Lesweng mit Frau Lilienthal und Ernst im Vordergrund

Frau Köller-Lesweng: Damals war ich Gleichstellungs-Beauftragte der Stadt Solingen. Das bin ich seit Kurzem nicht mehr. Das Solinger Frauen-Forum und der Unterausschuss „Gender, Inklusion und demografischer Wandel“ hat sich jahrelang sehr dafür eingesetzt, dass die Lebenshilfe eine Frauen-Beauftragte bekommt. Ich habe dann in der Sitzung in der darüber berichtet wurde sofort den Vertretern der Lebenshilfe angeboten, dass die neue Frauen-Beauftragte mit mir Kontakt aufnehmen kann und dass ich sie unterstütze. Und gleichzeitig hat es auch die damalige Kollegin in der Frauen-Beratungs-Stelle angeboten.

Elena Doudis: Wie sind Sie darauf gekommen, dass das Thema wichtig ist und ein Kontakt wichtig ist?

Gisela-Köller-Lesweng: Da muss ich auf die damalige Vorsitzende des Unterausschusses „Gender, Inklusion und demografischer Wandel“ verweisen, die Martina Zsack-Möllmann. Die gleichzeitig auch Geschäftsführerin des Solinger Frauenhauses ist. Sie hat sich von Anfang an dafür sehr stark gemacht.

Elena Doudis: Frau Zsack-Möllmann, über Sie haben wir gesprochen. Sie sind ja auch hier! Da können Sie ja selbst einmal sagen, wie sie auf die Idee gekommen sind, dass das Frauenthema wichtig ist und zu wenig gehört wird.

Martina Zsack-Möllmann: Ich bin ja seit über 20 Jahren Geschäftsführerin vom Solinger Frauenhaus und mindestens genauso lang in den Themen sexualisierte Gewalt, häusliche Gewalt, vor allem gegen Frauen, involviert. Genauso lange ist das Thema „Menschen mit Behinderung“ auch für mich ein privates Thema gewesen. Ich habe immer gemerkt, dass die Hemmschwelle sehr groß ist und dass es keine niedrigschwelligen Angebote gibt. Wir haben im LVR versucht, schon bevor das neue Gesetz kam, Frauen-Beauftragte in Werkstätten zu implementieren* [*Anmerkung von SiStaS: implementieren heißt hier: einsetzen oder erreichen], damit die Menschen vor Ort auch Ansprech-Partnerinnen haben. Die Frauen-Beauftragten in der Stadt-Verwaltung waren ja auch Weg-Bereiterinnen dafür und genauso wollten wir das in den Werkstätten implementieren. Das haben wir in Solingen versucht. Und haben dann dicke Bretter gebohrt. Ich war heilfroh, als es dann im neuen Gesetz implementiert war. Und die Werkstätten nicht mehr sagen konnten: „Das brauchen wir nicht. Das unterstützen wir nicht.“ Gisela Köller-Lesweng, die Frauen-Beratungs-Stelle, das Gesamte Netzwerk und ich arbeiten schon seit ewigen Zeiten über das Frauen-Forum zusammen. Als das Gesetz dann kam, war uns klar: Wir müssen auch die Frau, die gewählt wird, mit ins Frauen-Forum holen. Damit sie nicht allein dasteht. Denn auch das wissen wir aus der Geschichte: Wenn Gleichstellungs-Stellen alleine waren, waren sie schwach. Sie waren nur im Netzwerk stark. Deshalb war es für uns eigentlich selbstverständlich, die Frau Lilienthal auch sofort mit ins Boot zu holen. Zu hören: Was braucht sie? Wie können wir sie unterstützen? Wir erleben die Barrieren in Solingen auch im Frauenhaus. Das Frauenhaus ist seit 1 1/2 Jahren barrierefrei. Und trotzdem sind die Barrieren scheinbar so groß, dass wir ganz selten in Anspruch genommen werden. Ich wünsche mir da noch viel mehr. Deswegen freue ich mich über Frau Lilienthals Arbeit ganz besonders. Das Engagement ist also immer schon da gewesen. Und ich freue mich, dass wir schon kleine Schrittchen in die richtige Richtung gegangen sind.

Elena Doudis: Dann ist ja Frau Lilienthal die Kollegin, auf die sie lange gewartet haben!

Martina Zsack-Möllmann: Genau! Wir wussten auch, dass sie unsere Unterstützung nach wie vor braucht. Nicht, weil sie schwach ist. Sondern, weil die Strukturen so sind. Sie beschreibt es ja auch immer wieder selber, welche dicken Bretter sie vor Ort in der Werkstatt bohren muss. Und da kann sie andere starke Frauen im Rücken ganz gut brauchen.

Elena Doudis: Das heißt, dass an der ganzen Geschichte der Gleichstellung schon klar war, dass es schwierig werden würde für die Frauen-Beauftragten, oder?

Martina Zsack-Möllmann: Ja, denn Werkstätten sind Closed Shops* [*Anmerkung von SiStaS: Closed Shops heißt auf Deutsch: Geschlossene Läden. Damit ist gemeint: Werkstätten sind Einrichtungen, die eher abgeschottet sind von der restlichen Gesellschaft und sehr für sich bleiben]. Und in Closed Shops, gerade auch wenn es um Gewalt geht, wird so getan, als gäbe es das nicht. Es wird ignoriert. Frauenthemen werden gerade in Werkstätten ignoriert, denn dort wird alles über einen Kamm geschoren. Die Menschen mit Behinderung müssen sich der Werkstatt anpassen. Und nicht umgekehrt. Und dass jemand aus der Werkstatt heraus versucht, etwas zu ändern, ist hartes Brot. Gisela Köller-Lesweng: Das ist eine Erfahrung, die nicht nur die Frauen-Beauftragte der Lebenshilfe macht. Auch Gleichstellungs-Beauftragte, zum Beispiel in der Stadt-Verwaltung, machen die Erfahrung. Dass es für Frauen, die bspw. sexuell belästigt worden sind, ganz schwer ist, das offen zulegen. Und dass man sehr lange Vertrauen aufbauen muss, bis dann mal eine sich traut, zu kommen und um Unterstützung zu bitten. Und die Anne (Lilienthal) hat eben gesagt „In 4 Jahren hatte ich nur 3 Begleitungen“. Erstens waren es nur drei Jahre. Es kommt dir vielleicht länger vor, es waren aber nicht mal drei Jahre. Und zum anderen finde ich das schon ziemlich toll. Weil es zeigt, dass sie dieses Vertrauen aufbauen konnte.

Elena Doudis: Ich würde gerne auch noch mal die anderen Frauen mit ins Boot holen. Frau Weinert, Sie kenne ich auch schon. Könnten Sie den Zuhörer*innen einmal sagen: Wer sind Sie? Und was machen Sie beruflich?

Bild von Frau Moellmann

Martina Zsack-Möllmann: Ich bin ja seit über 20 Jahren Geschäftsführerin vom Solinger Frauenhaus und mindestens genauso lang in den Themen sexualisierte Gewalt, häusliche Gewalt, vor allem gegen Frauen, involviert. Genauso lange ist das Thema „Menschen mit Behinderung“ auch für mich ein privates Thema gewesen. Ich habe immer gemerkt, dass die Hemmschwelle sehr groß ist und dass es keine niedrigschwelligen Angebote gibt. Wir haben im LVR versucht, schon bevor das neue Gesetz kam, Frauen-Beauftragte in Werkstätten zu implementieren* [*Anmerkung von SiStaS: implementieren heißt hier: einsetzen oder erreichen], damit die Menschen vor Ort auch Ansprech-Partnerinnen haben. Die Frauen-Beauftragten in der Stadt-Verwaltung waren ja auch Weg-Bereiterinnen dafür und genauso wollten wir das in den Werkstätten implementieren. Das haben wir in Solingen versucht. Und haben dann dicke Bretter gebohrt. Ich war heilfroh, als es dann im neuen Gesetz implementiert war. Und die Werkstätten nicht mehr sagen konnten: „Das brauchen wir nicht. Das unterstützen wir nicht.“ Gisela Köller-Lesweng, die Frauen-Beratungs-Stelle, das Gesamte Netzwerk und ich arbeiten schon seit ewigen Zeiten über das Frauen-Forum zusammen. Als das Gesetz dann kam, war uns klar: Wir müssen auch die Frau, die gewählt wird, mit ins Frauen-Forum holen. Damit sie nicht allein dasteht. Denn auch das wissen wir aus der Geschichte: Wenn Gleichstellungs-Stellen alleine waren, waren sie schwach. Sie waren nur im Netzwerk stark. Deshalb war es für uns eigentlich selbstverständlich, die Frau Lilienthal auch sofort mit ins Boot zu holen. Zu hören: Was braucht sie? Wie können wir sie unterstützen? Wir erleben die Barrieren in Solingen auch im Frauenhaus. Das Frauenhaus ist seit 1 1/2 Jahren barrierefrei. Und trotzdem sind die Barrieren scheinbar so groß, dass wir ganz selten in Anspruch genommen werden. Ich wünsche mir da noch viel mehr. Deswegen freue ich mich über Frau Lilienthals Arbeit ganz besonders. Das Engagement ist also immer schon da gewesen. Und ich freue mich, dass wir schon kleine Schrittchen in die richtige Richtung gegangen sind.

Elena Doudis: Dann ist ja Frau Lilienthal die Kollegin, auf die sie lange gewartet haben!

Martina Zsack-Möllmann: Genau! Wir wussten auch, dass sie unsere Unterstützung nach wie vor braucht. Nicht, weil sie schwach ist. Sondern, weil die Strukturen so sind. Sie beschreibt es ja auch immer wieder selber, welche dicken Bretter sie vor Ort in der Werkstatt bohren muss. Und da kann sie andere starke Frauen im Rücken ganz gut brauchen.

Elena Doudis: Das heißt, dass an der ganzen Geschichte der Gleichstellung schon klar war, dass es schwierig werden würde für die Frauen-Beauftragten, oder?

Martina Zsack-Möllmann: Ja, denn Werkstätten sind Closed Shops* [*Anmerkung von SiStaS: Closed Shops heißt auf Deutsch: Geschlossene Läden. Damit ist gemeint: Werkstätten sind Einrichtungen, die eher abgeschottet sind von der restlichen Gesellschaft und sehr für sich bleiben]. Und in Closed Shops, gerade auch wenn es um Gewalt geht, wird so getan, als gäbe es das nicht. Es wird ignoriert. Frauenthemen werden gerade in Werkstätten ignoriert, denn dort wird alles über einen Kamm geschoren. Die Menschen mit Behinderung müssen sich der Werkstatt anpassen. Und nicht umgekehrt. Und dass jemand aus der Werkstatt heraus versucht, etwas zu ändern, ist hartes Brot. Gisela Köller-Lesweng: Das ist eine Erfahrung, die nicht nur die Frauen-Beauftragte der Lebenshilfe macht. Auch Gleichstellungs-Beauftragte, zum Beispiel in der Stadt-Verwaltung, machen die Erfahrung. Dass es für Frauen, die bspw. sexuell belästigt worden sind, ganz schwer ist, das offen zulegen. Und dass man sehr lange Vertrauen aufbauen muss, bis dann mal eine sich traut, zu kommen und um Unterstützung zu bitten. Und die Anne (Lilienthal) hat eben gesagt „In 4 Jahren hatte ich nur 3 Begleitungen“. Erstens waren es nur drei Jahre. Es kommt dir vielleicht länger vor, es waren aber nicht mal drei Jahre. Und zum anderen finde ich das schon ziemlich toll. Weil es zeigt, dass sie dieses Vertrauen aufbauen konnte.

Elena Doudis: Ich würde gerne auch noch mal die anderen Frauen mit ins Boot holen. Frau Weinert, Sie kenne ich auch schon. Könnten Sie den Zuhörer*innen einmal sagen: Wer sind Sie? Und was machen Sie beruflich?

Bild von Frau Moellmann
Bild von Frau Weinert mit Frau Lesweng im Vordergrund

Stefanie Weinert: Ich bin Stefanie Weinert. Und ich arbeite in der Frauen-Beratungs-Stelle hier in Solingen. Ich bin eine von 6 Beraterinnen. Die Netzwerk-Arbeit mit der Frau Lilienthal hat meine Kollegin Anne Grefer vorher gemacht. Sie hat das Ganze aufgebaut. Wir haben uns da viel Frauen mit Behinderung im weitesten Sinne zugewendet. Das hat sich über Jahre dann aufgebaut, dass die Frauen mit Behinderung mehr in die Beratung kamen zu uns. Ein guter Schlüssel war dabei die Tagung, die Sie organisiert haben. Da haben wir uns kennengelernt. Ich fand es war ein sehr guter Einstieg dazu, was alles gewusst werden muss. Leichte Sprache zum Beispiel. Ich wusste vorher nicht Bescheid über das Thema und dachte „Puh, ich muss mich ein bisschen mehr einarbeiten.“ Und ich habe einen recht leichten Zugang bekommen. Gisela Köller-Lesweng: Ich glaube tatsächlich, ohne das NetzwerkBüro und die Tagung in Wuppertal würden wir heute auch nicht hier sitzen. Das war schon ein ganz wichtiger Impuls!

Elena Doudis: Dankeschön, das freut uns richtig zu hören. Stefanie Weinert: Ich habe dann gesehen, die Strukturen sind schon sehr gut vorbereitet. An dem Tag habe ich einen Flyer von Frau Lilienthal bekommen. Das weiß ich noch. Der war schon fertig. Wir haben viel gemailt. Es gab auch Netzwerk-Treffen, wo wir viel vorbereitet haben. Ich erinnere mich gut an ein Treffen in den Werkstätten. Ich wollte die auch mal sehen, vor Ort. Da haben wir einen Standard geplant, den es so auch schon außerhalb der Werkstatt schon lange gibt, nämlich Wendo-Kurse. Die bietet die Gleichstellungs-Stelle und die Frauen-Beratungs-Stelle schon immer an. Die Frauen vom Frauenhaus profitieren auch davon. Die gibt es auch bei der Lebenshilfe. Wir haben dann gemeinsam überlegt, ob wir vielleicht noch was niedrigschwelligeres anbieten. Zum Beispiel, dass wir dort einen kleinen Treff machen. Das hatten wir so geplant, aber dann kam die Zeit jetzt, wo solche Treffen nicht möglich waren. Das war ein bisschen Schade. Es gab aber vorher, zum 8. März, hast du das schon erzählt?

Anne Lilienthal: Da haben wir so kleine Haribo-Herzchen verteilt. Die haben wir eingetütet. Und dann mit einem Smiley „Schön, dass es dich gibt“ dazu geschrieben. Die habe ich dann verteilt an die Frauen an dem Tag. Stefanie Weinert: Ich habe eins bekommen, als Frau, die an dem Tag auch da war. Und ich hatte das Tütchen neben meinem Schreibtisch liegen für eine lange Zeit. Das war einfach sehr schön gemacht. Es war etwas, dass ins Herz ging, fand ich.

Elena Doudis: Ich würde gern gleich nochmal darauf eingehen, was sich durch Corona jetzt verändert hat an der Netzwerk-Arbeit. Zuerst würde ich aber gern die Frau Nitz-Roelofsen mit reinholen. Sie arbeiten ja auch bei einer Beratungs-Stelle. Ist das richtig?

Bild von Frau Weinert mit Frau Lesweng im Vordergrund

Stefanie Weinert: Ich bin Stefanie Weinert. Und ich arbeite in der Frauen-Beratungs-Stelle hier in Solingen. Ich bin eine von 6 Beraterinnen. Die Netzwerk-Arbeit mit der Frau Lilienthal hat meine Kollegin Anne Grefer vorher gemacht. Sie hat das Ganze aufgebaut. Wir haben uns da viel Frauen mit Behinderung im weitesten Sinne zugewendet. Das hat sich über Jahre dann aufgebaut, dass die Frauen mit Behinderung mehr in die Beratung kamen zu uns. Ein guter Schlüssel war dabei die Tagung, die Sie organisiert haben. Da haben wir uns kennengelernt. Ich fand es war ein sehr guter Einstieg dazu, was alles gewusst werden muss. Leichte Sprache zum Beispiel. Ich wusste vorher nicht Bescheid über das Thema und dachte „Puh, ich muss mich ein bisschen mehr einarbeiten.“ Und ich habe einen recht leichten Zugang bekommen. Gisela Köller-Lesweng: Ich glaube tatsächlich, ohne das NetzwerkBüro und die Tagung in Wuppertal würden wir heute auch nicht hier sitzen. Das war schon ein ganz wichtiger Impuls!

Elena Doudis: Dankeschön, das freut uns richtig zu hören. Stefanie Weinert: Ich habe dann gesehen, die Strukturen sind schon sehr gut vorbereitet. An dem Tag habe ich einen Flyer von Frau Lilienthal bekommen. Das weiß ich noch. Der war schon fertig. Wir haben viel gemailt. Es gab auch Netzwerk-Treffen, wo wir viel vorbereitet haben. Ich erinnere mich gut an ein Treffen in den Werkstätten. Ich wollte die auch mal sehen, vor Ort. Da haben wir einen Standard geplant, den es so auch schon außerhalb der Werkstatt schon lange gibt, nämlich Wendo-Kurse. Die bietet die Gleichstellungs-Stelle und die Frauen-Beratungs-Stelle schon immer an. Die Frauen vom Frauenhaus profitieren auch davon. Die gibt es auch bei der Lebenshilfe. Wir haben dann gemeinsam überlegt, ob wir vielleicht noch was niedrigschwelligeres anbieten. Zum Beispiel, dass wir dort einen kleinen Treff machen. Das hatten wir so geplant, aber dann kam die Zeit jetzt, wo solche Treffen nicht möglich waren. Das war ein bisschen Schade. Es gab aber vorher, zum 8. März, hast du das schon erzählt?

Anne Lilienthal: Da haben wir so kleine Haribo-Herzchen verteilt. Die haben wir eingetütet. Und dann mit einem Smiley „Schön, dass es dich gibt“ dazu geschrieben. Die habe ich dann verteilt an die Frauen an dem Tag. Stefanie Weinert: Ich habe eins bekommen, als Frau, die an dem Tag auch da war. Und ich hatte das Tütchen neben meinem Schreibtisch liegen für eine lange Zeit. Das war einfach sehr schön gemacht. Es war etwas, dass ins Herz ging, fand ich.

Elena Doudis: Ich würde gern gleich nochmal darauf eingehen, was sich durch Corona jetzt verändert hat an der Netzwerk-Arbeit. Zuerst würde ich aber gern die Frau Nitz-Roelofsen mit reinholen. Sie arbeiten ja auch bei einer Beratungs-Stelle. Ist das richtig?

Margot Nitz-Roelofsen: Ja, ich bin Margot Nitz-Roelofsen. Ich bin die Leiterin von der pro familia Beratungs-Stelle hier vor Ort. Ich habe Frau Lilienthal im Frauen-Forum kennengelernt. Wir haben uns dann auch mal getroffen. Um uns darüber auszutauschen, welche Themen auch bei uns bearbeitet werden, die auch in der Lebenshilfe wichtig sind. Das sind natürlich viele Themen. Wir sind ja im Grunde auch eine inklusive Beratungs-Stelle. Und alle Themen, die bei uns behandelt werden, sind auch bei Ihnen Thema. Es gibt beispielsweise das Thema „ungewollte Schwangerschaft“. Ein Großes Tabu für Frauen ist auch, wenn sie denn eine Schwangerschaft wollen. Dann wird oft gesagt: „Ne, das kommt ja gar nicht infrage.“ Und da ist bei uns im Verband eine andere Haltung: Dass es eine selbst-bestimmte Entscheidung sein muss. Auch für Frauen, bei denen eine Behinderung vorliegt. Wir haben auch Partnerschafts-Beratung. Ich habe auch gerade ein Paar, bei dem eine Behinderung vorliegt. Da geht es um Streit. Es geht also um ganz normale Themen, wie für jeden von uns.

Elena Doudis: Das waren dann ja allerbeste Voraussetzung hier in der Region. Weil so viele Frauen auch von sich aus schon Interesse am Thema hatten und das wichtig finden. Das ist ja leider nicht überall so.

Martina Zsack-Möllmann: Ja, vielleicht liegt das an unserem Netzwerk, das wir seit vielen Jahren haben. Wir haben ein Frauen-Forum. In dem sind alle Institutionen vernetzt, die in Solingen mit Frauen irgendwie was zu tun haben. Wir haben immer geguckt: Welche Gruppen fehlen uns noch? Das war das große Thema „Migrantinnen“ und war das große Thema „Frauen mit Behinderung“. Und da wir ja vorher auch immer eingeübt haben: Wie geht gute Netzwerk-Arbeit? Deswegen kann es natürlich darüber auch viel schneller funktionieren.

Elena Doudis: Frau Köller-Lesweng, sie wollten was sagen. Darf ich Sie vorher noch fragen: Haben Sie gerade spontan eine Idee, wie viele Organisationen zurzeit im Frauen-Forum aktiv sind?

Gisela Köller-Lesweng: Lacht.

Martina Zsack-Möllmann: 30.

Gisela Köller-Lesweng: Ich habe es auch immer als einen wichtigen Schwerpunkt meiner Arbeit betrachtet, das Frauen-Forum zu unterstützen. Und das Netzwerk zu pflegen. Und auszubauen. Deswegen bin ich sehr froh, dass von meinen beiden Nachfolgerinnen, also die neue Gleichstellungs-Beauftragte und die neue Stellvertreterin, eine sich bereit erklärt hat, diese Rolle auch weiterhin wahrzunehmen. Und auch die Frauen-Beauftragte in ihrer Arbeit weiter zu unterstützen. Und das ist die Sandra Ernst.

Elena Doudis: Genau. Frau Ernst ist heute auch hier. Schön, dass Sie da sind.

Bild von Frau Roelofsen mit Frau Lilienthal im Vordergrund

Margot Nitz-Roelofsen: Ja, ich bin Margot Nitz-Roelofsen. Ich bin die Leiterin von der pro familia Beratungs-Stelle hier vor Ort. Ich habe Frau Lilienthal im Frauen-Forum kennengelernt. Wir haben uns dann auch mal getroffen. Um uns darüber auszutauschen, welche Themen auch bei uns bearbeitet werden, die auch in der Lebenshilfe wichtig sind. Das sind natürlich viele Themen. Wir sind ja im Grunde auch eine inklusive Beratungs-Stelle. Und alle Themen, die bei uns behandelt werden, sind auch bei Ihnen Thema. Es gibt beispielsweise das Thema „ungewollte Schwangerschaft“. Ein Großes Tabu für Frauen ist auch, wenn sie denn eine Schwangerschaft wollen. Dann wird oft gesagt: „Ne, das kommt ja gar nicht infrage.“ Und da ist bei uns im Verband eine andere Haltung: Dass es eine selbst-bestimmte Entscheidung sein muss. Auch für Frauen, bei denen eine Behinderung vorliegt. Wir haben auch Partnerschafts-Beratung. Ich habe auch gerade ein Paar, bei dem eine Behinderung vorliegt. Da geht es um Streit. Es geht also um ganz normale Themen, wie für jeden von uns.

Elena Doudis: Das waren dann ja allerbeste Voraussetzung hier in der Region. Weil so viele Frauen auch von sich aus schon Interesse am Thema hatten und das wichtig finden. Das ist ja leider nicht überall so.

Martina Zsack-Möllmann: Ja, vielleicht liegt das an unserem Netzwerk, das wir seit vielen Jahren haben. Wir haben ein Frauen-Forum. In dem sind alle Institutionen vernetzt, die in Solingen mit Frauen irgendwie was zu tun haben. Wir haben immer geguckt: Welche Gruppen fehlen uns noch? Das war das große Thema „Migrantinnen“ und war das große Thema „Frauen mit Behinderung“. Und da wir ja vorher auch immer eingeübt haben: Wie geht gute Netzwerk-Arbeit? Deswegen kann es natürlich darüber auch viel schneller funktionieren.

Elena Doudis: Frau Köller-Lesweng, sie wollten was sagen. Darf ich Sie vorher noch fragen: Haben Sie gerade spontan eine Idee, wie viele Organisationen zurzeit im Frauen-Forum aktiv sind?

Gisela Köller-Lesweng: Lacht.

Martina Zsack-Möllmann: 30.

Gisela Köller-Lesweng: Ich habe es auch immer als einen wichtigen Schwerpunkt meiner Arbeit betrachtet, das Frauen-Forum zu unterstützen. Und das Netzwerk zu pflegen. Und auszubauen. Deswegen bin ich sehr froh, dass von meinen beiden Nachfolgerinnen, also die neue Gleichstellungs-Beauftragte und die neue Stellvertreterin, eine sich bereit erklärt hat, diese Rolle auch weiterhin wahrzunehmen. Und auch die Frauen-Beauftragte in ihrer Arbeit weiter zu unterstützen. Und das ist die Sandra Ernst.

Elena Doudis: Genau. Frau Ernst ist heute auch hier. Schön, dass Sie da sind.

Bild von Frau Roelofsen mit Frau Lilienthal im Vordergrund
Bild von Frau Ernst mit Frau Doudis im Vordergrund

Sandra Ernst: Vielen Dank! Elena Doudis: Ich habe schon herausgehört: Es ist nicht ganz selbstverständlich, dass man sich für so ein buntes Netzwerk engagiert und es unterstützt. Ich möchte Sie gern fragen: Wie ist Ihre berufliche Geschichte? Sandra Ernst: Ich bin seit 2008 bei der Stadt Solingen als Angestellte tätig. Und ich war bis vor wenigen Wochen immer im Bereich des Jugendamtes. Das Jugendamt ist selber definitiv vielfältig. Und hat große Netzwerke und engagierte Mitarbeiter*innen, die auch Vielfalt von Gesellschaft widerspiegeln. Davon profitiere ich jetzt in meiner neuen Position als Stellvertreterin der Gleichstellungs-Beauftragten. Dass ich da schon viele Kontakte habe. Ich freue mich total darüber, wenn ich auch die Chance bekomme, hier mit den entsprechenden Menschen in Kontakt zu bleiben und das Netzwerk weiterhin mit pflegen zu dürfen. Elena Doudis: Schön, das klingt richtig gut. Sehe ich das richtig: Das große Netzwerk ist also das Frauen-Forum in Solingen. Und das hier ist quasi so ein kleines Netzwerk-Treffen? Martina Zsack-Möllmann: Ja genau, das ist im Grunde genommen das Unter-Netzwerk. Denn da werden auch eher die Verbindungen in der Arbeit gesucht. Aber natürlich kann Frau Lilienthal auch die anderen Kolleginnen aus den anderen Organisationen mit nutzen. Die sind nur nicht in diesem kleinen Netzwerk. Gisela Köller-Lesweng: Es ist auch nicht immer einfach. Der Kern der Mitglieder des Solinger Frauen-Forums kennt sich schon sehr lange. Und kommt zum Teil aus der Politik oder aus Gewerkschaften. Aber auch aus anderen Frauen-Gruppen. Wir haben natürlich eine bestimmte Sprache und Redewendungen und Abkürzungen. Und wir müssen uns auch immer wieder auf neue Themen verständigen, die möglichst für alle interessant sind. Aber sie sind natürlich nicht immer für alle gleich interessant. Ich glaube, das ist für dich Anne (Lilienthal) auch manchmal ein bisschen anstrengend oder langweilig. Aber du hast trotzdem durchgehalten. Elena Doudis: Frau Lilienthal, Sie haben gerade ein bisschen genickt und gelacht. Wie haben Sie da ihren Weg gefunden? Haben Sie das dann geäußert und gesagt: „Entschuldigung, ich brauche ein bisschen mehr Erklärungen für die Abkürzungen“? Anne Lilienthal: Ne, geäußert habe ich es nicht. Da haben wir eigentlich eher danach drüber gesprochen. Ich habe dann einfach gesagt: Es war mich auch relativ zu schwer. Ich habe nicht wirklich viel verstanden. Es hätte eigentlich in Leichter Sprache sein müssen. Damit man es versteht. Und da bemühen sich jetzt alle sehr drum. Elena Doudis: Das ist ja schön! Anne Lilienthal: Das Thema wurde jetzt auch ins Frauen-Forum mit reingenommen. Elena Doudis: Aber das zeigt ja auch noch mal, wie wertvoll da ihr enger Kontakt ist miteinander. Dass sie sich da getraut haben, zu sagen: „Hm, das ist ein bisschen schwer für mich im Moment.“ Anne Lilienthal: Ja, so Vorträge ist generell relativ schwer umzusetzen. Auch wenn ich recht fit wirke. Aber das Umsetzen ist dann doch nicht ganz so einfach. Ich bin eher jemand, die sich eher zurückhält. Die einfach nur zuhört und nicht wirklich offen mitmacht. Da tue ich mich echt schwer mit. Aber ich hoffe, dass das jetzt auch ein Lern-Effekt ist. Martina Zsack-Möllmann: Ich glaube einfach, wir profitieren davon. Was wir alle nicht können, das ist die Leichte Sprache. Elena Doudis: Es ist ja wie bei jeder neuen Sprache. Man braucht Übung. Und es muss irgendwie zur Gewohnheit werden. Frau Weinert, was wollten Sie sagen? Stefanie Weinert: Ich wollte doch noch gern mal was sagen: Ich finde ja, präsent sein* [*Anmerkung von SiStaS: präsent sein heißt hier: anwesend sein] in einem Arbeitskreis oder überhaupt präsent sein als Gleichstellungs-Beauftragte oder als Frauen-Beauftragte. Das macht sehr viel. Einfach präsent sein, einfach da sein. Weil dann muss das Thema mitgedacht werden. Und allein schon gekommen sein ist top. Und bringt die anderen zum Nachdenken. Ich erinnere mich an einen Arbeitskreis, wo wir gemeinsam waren. Wir sind da zusammen hingegangen und hatten uns vorher verabredet. Das konnte man auch immer gut mit Anne (Lilienthal) machen: sich schon mal eine Viertelstunde vorher Verabreden und eine kleine Besprechung machen. Und dann sind wir gemeinsam reingegangen. Das war ein richtig gutes Treffen, nachdem wir wieder einen Folge-Termin hatten. Und es gab wieder eine neue Brücke. Denn seitdem sind mehr Frauen in Beratung von der Lebenshilfe oder Heimstatt Adolph Kolping. Es waren einfach viel mehr Frauen in Beratungen. Elena Doudis: Das freut mich sehr zu hören. Das war auch einer unserer Gedanken, als wir die erste Vernetzungstagung in Wuppertal geplant haben. Frau Nitz-Roelofsen, wie ist das denn bei Ihnen in der Beratungs-Stelle von pro familia? Sind da auch viele Frauen mit Beeinträchtigung? Margot Nitz-Roelofsen: Viele nicht, aber es kommt durchaus auch vor. Untereinander wird es wachsen. Wir kennen uns nicht ganz so gut. Es braucht ja ein Vertrauensverhältnis, dass man dann anrufen kann und sagen kann: „Ich habe da jemand, die hat gerade ziemlich Stress in ihrer Beziehung. Kann die mal vorbeikommen?“ Das ist gar kein Problem. Elena Doudis: Ich höre da auch raus, dass der persönliche Kontakt im Netzwerk auch eine wichtige Grundlage dafür ist, dass die Zusammenarbeit gut funktionieren kann, oder? Margot Nitz-Roelofsen: Ja, Vertrauen und sich kennenlernen. Elena Doudis: Ich finde, es ist auch ein gutes Beispiel, dass Frau Köller-Lesweng heute hier ist. Obwohl sie schon sagten, Sie sind eigentlich gar nicht mehr in der Gleichstellungs-Stelle tätig. Wie wichtig ist es Ihnen, einen guten Übergang zu gestalten? Und dass Frau Ernst jetzt ins Netzwerk mit reinkommt? Gisela Köller-Lesweng: Sehr wichtig, weil die Zusammenarbeit mit der Anne (Lilienthal) ist wirklich in den drei Jahren so wunderbar gewachsen. Es haben sich auch weitere Kooperationen dadurch ergeben. Also Zusammenarbeit mit weiteren Stellen. Und bevor ich dich loslasse Anne, oder Du mich loslässt, möchte ich sicher sein, dass du dich mit meinen Nachfolgerinnen genauso wohlfühlst wie mit mir. Anne Lilienthal: Doch, denke schon. Elena Doudis: Wie sehr grätscht denn die Corona-Pandemie ein bisschen rein? Sandra Ernst: Organisatorisch auf jeden Fall. Also jede Überlegung: Wo kann man sich treffen? Wie kann man sich treffen? Wie groß müssen die Räumlichkeiten sein? Oder welche anderen Bedingungen erfüllen? Und das ist ja jetzt schon der bessere Zeitpunkt unter Corona. Die Phase davor war natürlich noch wesentlich anstrengender. Elena Doudis: Vielleicht können wir uns noch mal über schönere Zeiten unterhalten. Vielleicht auch darüber, was das Netzwerk schon zusammen auf die Beine gestellt hat. Darüber würde ich gern noch mehr hören. Ich habe schon gehört: Es gab einen Wendo-Kurs. Stefanie Weinert: Den gibt es standardmäßig immer. Also eigentlich gibt es einen immer selbst von der Lebenshilfe organisiert. Und einen zweiten, den sponsort der runde Tisch dazu, bzw. die Gleichstellungs-Stelle. Das kann Gisela (Köller-Lesweng) besser sagen. Gisela Köller-Lesweng: Genau, also einen gab es regelmäßig. Und wir haben die Möglichkeit über den runden Tisch gegen häusliche Gewalt, jedes Jahr Fördermittel zu beantragen. Dann haben wir eben gezielt Fördermittel beantragt. Für einen zweiten Wendo-Kurs innerhalb der Lebenshilfe. Und der hat auch im letzten Jahr noch stattgefunden. Jetzt in diesem Jahr mussten wir halt erst mal verzichten. Aber es sieht so aus, als ob zumindest ein Kurs vielleicht auch dieses Jahr noch stattfinden könnte. Stefanie Weinert: Was uns jetzt weggefallen ist, ist unser schönes niedrigschwelliges Frauentreffen. Bei dem wir gesagt hatte, das soll direkt vor Ort stattfinden. Und dann sind wir da, trinken ein bisschen Kaffee, man spricht ein bisschen und guckt auch mal: Was sind für Fragen da? Und was kann man im kleinen Rahmen machen? In so einer kleinen halben Stunde. Sodass man sich kennenlernt und dass Frauen überhaupt mal die Möglichkeit haben, sich überhaupt mal zu treffen an einem Platz. Weil, ich bin da durchgegangen und habe gedacht: „Die treffen sich nie mal alle zusammen, nur die Frauen?“ Also so, dass diese Kraft da vor Ort auch mal sein kann. Und dass dann auch Themen angesprochen werden können. Martina Zsack-Möllmann: Es gab am Anfang auch viel Widerstand in der Werkstatt. Ich darf das glaube ich als Außenstehende so sagen. Dagegen, dass Frau Lilienthal solche kleinen Treffen macht. Und das hast du dann, glaube ich, jetzt aber durchgesetzt, dass du das machen darfst. Das war halt auch erst mal Arbeit. Elena Doudis: Kann noch mal eine von Ihnen ganz konkret sagen: Wie können sich die Zuhörer*innen die Netzwerk-Zusammenarbeit im Frauen-Forum vorstellen? Wie oft sehen Sie sich da? Martina Zsack-Möllmann: Wir haben 5 Treffen im Jahr. Wir machen am Jahres-Anfang in der Regel eine Jahres-Planung mit den Terminen. Es gibt eine kleine Gruppe, die inhaltlich die Themen setzt. Und dann versucht, im Forum abzustimmen: Wann machen wir was? Welchen Schwerpunkt machen wir? Und zu den Vorbereitungs-Treffen wird sie (Frau Lilienthal) auch eingeladen. Wenn sie da ein Thema mit einbringt, oder wir fragen: Ist das ein Thema von Interesse? Dann versuchen wir das im Forum umzusetzen. Elena Doudis: Und wie ist das, wenn man mal keine Zeit hat? Zum Beispiel: Die Frau Gonzalez-Thimm, die Behinderten-Beauftragte von der Stadt Solingen, wollte ja auch gerne kommen heute. Und hat es nicht geschafft. Und ganz viele stellen sich Netzwerk-Arbeit so arg zeit-intensiv vor. Ist das denn schlimm, wenn man mal nicht kann? Martina Zsack-Möllmann: Nein, wir versuchen, das dann entweder nachzureichen per Protokoll. Oder wir greifen auch zum Telefon und fragen: War da was? Habe ich was verpasst? Aber für das Frauen-Forum gibt es immer ein Protokoll. Und es ist auch kein Ausschluss-Grund, wenn man mal nicht kann. Elena Doudis: Stelle ich mir das richtig vor: Sie treffen sich dann da, ganz viele Frauen wahrscheinlich. Weil es ja ein Frauen-Forum ist. Und dann tauschen sie sich aus. Über ihre Arbeits-Inhalte und was sie gerade so machen? Oder planen Sie eher konkrete Aktionen? Martina Zsack-Möllmann: Wir haben ja vorher Themen festgelegt. Dann holen wir schon mal Expertinnen und Experten auch aus der Stadt-Verwaltung. Wir gucken auch: Können wir bestimmte Themen setzen, die man auch in die Politik reintragen muss? Machen wir Stellungnahmen zu bestimmten Ereignissen? Schreiben wir Briefe, weil wieder irgendwelche sexistischen Werbe-Materialien an den Wänden hängen? Und beschweren uns beim Presserat? Also so was. Elena Doudis: Ich würde gern noch einmal mehr zu Ihren kleinen und großen Erfolgen im Netzwerk und im Frauen-Forum hören. Gisela Köller-Lesweng: Also sie (Frau Lilienthal) ist auf jeden Fall einer unserer größten Erfolge. Elena Doudis: Ja, Frau Lilienthal, auf Sie wird hier viel gezeigt! Anne Lilienthal: Aber auch nur durch das Frauen-Forum. Und was sich so da rauskristallisiert hat. Und ganz großen Dank an Gisela (Köller-Lesweng). Die ganz ganz viel gemacht hat. Die mich ganz viel unterstützt hat, wo sie konnte. Martina Zsack-Möllmann: Ich glaube, was auch ein großer Erfolg ist, ist dass die Frau Lilienthal bei der Stange geblieben ist. Also, wenn mir immer solche Steine in den Weg gelegt worden wären, weiß ich nicht, ob ich bei der Stange geblieben wäre. Ich sag mal jetzt: Von der oberen Ebene. Und das finde ich eigentlich den größten Erfolg. Anne Lilienthal: Ja, nicht nur von der Chef-Etage, auch vom Werkstatt-Rat. Das ist ja ein eingeschworenes Team. Da dazwischen zu kommen, oder sich zugehörig zu fühlen, war schon echt ganz viel Arbeit. Akzeptiert zu werden, dass es so eine neue Funktion gibt, die außerhalb des Werkstatt-Rates gegründet wurde. Was halt immer noch nicht so wirklich akzeptiert wird von einigen. Aber, es bleibt halt beim Kämpfen. Elena Doudis: Aber kämpfen geht einfacher zu mehreren. Und im Gegensatz zum Werkstatt-Rat ist die Frauen-Beauftragte ja alleine. Und deswegen finde ich es umso wichtiger, dass Sie sich ein Netzwerk gesucht haben. Da reininvestiert haben. Dabei geblieben sind. Damit Sie auch Leute, vor allem Frauen, hinter sich stehen haben. Anne Lilienthal: Das ist schon ganz schön wichtig. Dass man ein paar starke Frauen hat, an die man sich wenden kann, wenn man Probleme hat. Sich auch Ratschläge holen kann. Das ist schon sehr sehr wichtig, ja. Gisela Köller-Lesweng: Ja, das ist halt auch nur der eine Punkt, wo man bei der Stange bleiben können muss. Der andere Punkt ist eben wirklich, das Vertrauen der Frauen zu gewinnen. Und da braucht es eben auch sehr, sehr viel Geduld. Und auszuhalten, dass vielleicht ein Jahr lang keine kommt und ein Problem an mich ran trägt. Obwohl ich genau weiß: Natürlich haben die Frauen Probleme. Und natürlich könnte ich ihnen weiterhelfen. Als Gleichstellungs-Beauftragte kann ich das unheimlich gut verstehen. Da war, glaube ich auch die Unterstützung des ganzen Netzwerks wichtig für dich. Dass du auch an dem Punkt durchgehalten hast. Elena Doudis: Ich habe noch eine letzte Frage an Sie: Was würden Sie gerne anderen, vor allem Frauen, auf den Weg geben? Die sich vielleicht noch nicht an das Thema „Frauen mit Behinderung“ herangewagt haben? Die da noch am Anfang stehen? Margot Nitz-Roelofsen: In den Kontakt gehen. Ich finde das relativ selbstverständlich. Martina Zsack-Möllmann: Ich würde ihnen gerne mit auf den Weg geben, dass Frauen mit Behinderung genauso Frauen sind, wie Frauen ohne Behinderung. Und man kann mit ihnen genauso in Kontakt treten. Sie haben die gleichen Fragen und die gleichen Themen. Und von daher muss es diese Hemmschwelle, die man selber so in sich hat, vielleicht gar nicht geben. Elena Doudis: Frau Lilienthal, was würden Sie denn anderen Frauen-Beauftragten mit auf den Weg geben? Wenn die vielleicht mal zweifeln zwischendurch? Anne Lilienthal: Sich eigentlich einfach Rat holen bei einer anderen. Sich austauschen. Das war eigentlich eine gute Lösung. Sich einfach jemanden suchen, dem man vertraut. Stefanie Weinert: Ich würde gern noch mal sagen, dass einfach da sein und präsent sein, das ist sehr viel. Das sind hundert Punkte. Manchmal muss nicht so viel gehandelt werden, wie wir denken. Das wäre das, was ich mitgeben würde. Gisela Köller-Lesweng: Das stimmt. Dasein ist schon Werbung! Und es braucht halt Zeit. Elena Doudis: Ja, ein bisschen Geduld und Durchhalte-Vermögen braucht es wahrscheinlich, um neue Themen voranzubringen. Anne Lilienthal: Und sich stark dafür einzusetzen. Stark zu sein, auch gegenüber anderen. Einfach seine Meinung vertreten, die man hat. Und davon nicht abweicht. Das finde ich noch ganz wichtig. Sich nicht so verunsichern zu lassen, weil jemand eine andere Meinung hat. Elena Doudis: Umso besser, dass wir hier heute zusammensaßen und das Gespräch aufgenommen haben. Sodass auch Frauen da draußen hören: Hier sitzen auch Frauen, die sich engagieren und die dran sind. Und man ist nicht allein auf dem Weg. Anne Lilienthal: Genau. Elena Doudis: Ich möchte mich ganz herzlich bedanken. Vielen Dank, dass sie sich auch hier um diesen großen, abstandsvollen Raum gekümmert haben. Und uns eingeladen haben zu sich nach Solingen. Es hat mich gefreut, dass wir uns wiedergesehen haben. Und dass ich hier auch neue Gesichter kennenlernen durfte. Ich wünsche Ihnen für Ihre weitere Zusammenarbeit im Netzwerk ganz ganz viel Erfolg und Durchhaltevermögen. Und ich hoffe, dass ganz viele Leute diese Aufnahme hören. Abspann: Vielen Dank fürs Zuhören! Ich hoffe, die Zuhörer*innen fanden das Gespräch genauso spannend wie wir. Erzählen Sie gerne anderen vom Netzwerk in Solingen. Und wenn sie sich für Themen wie Frauen-Beauftragte in Werkstätten oder Netzwerkarbeit interessieren, dann schauen Sie sich gern auch die anderen Beiträge vom Projekt Sicher Stark und Selbstbestimmt an. Bis dahin! Als NetzwerkBüro unterstützen wir das Netzwerk Frauen und Mädchen mit Behinderung / chronischer Erkrankung NRW. Das NetzwerkBüro und sein Projekt Sicher, Stark und Selbstbestimmt sind beide in Trägerschaft der Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe NRW e.V. Wir werden gefördert vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW. Vielen Dank für die Unterstützung!

Bild von Frau Ernst mit Frau Doudis im Vordergrund

Sandra Ernst: Vielen Dank! Elena Doudis: Ich habe schon herausgehört: Es ist nicht ganz selbstverständlich, dass man sich für so ein buntes Netzwerk engagiert und es unterstützt. Ich möchte Sie gern fragen: Wie ist Ihre berufliche Geschichte? Sandra Ernst: Ich bin seit 2008 bei der Stadt Solingen als Angestellte tätig. Und ich war bis vor wenigen Wochen immer im Bereich des Jugendamtes. Das Jugendamt ist selber definitiv vielfältig. Und hat große Netzwerke und engagierte Mitarbeiter*innen, die auch Vielfalt von Gesellschaft widerspiegeln. Davon profitiere ich jetzt in meiner neuen Position als Stellvertreterin der Gleichstellungs-Beauftragten. Dass ich da schon viele Kontakte habe. Ich freue mich total darüber, wenn ich auch die Chance bekomme, hier mit den entsprechenden Menschen in Kontakt zu bleiben und das Netzwerk weiterhin mit pflegen zu dürfen. Elena Doudis: Schön, das klingt richtig gut. Sehe ich das richtig: Das große Netzwerk ist also das Frauen-Forum in Solingen. Und das hier ist quasi so ein kleines Netzwerk-Treffen? Martina Zsack-Möllmann: Ja genau, das ist im Grunde genommen das Unter-Netzwerk. Denn da werden auch eher die Verbindungen in der Arbeit gesucht. Aber natürlich kann Frau Lilienthal auch die anderen Kolleginnen aus den anderen Organisationen mit nutzen. Die sind nur nicht in diesem kleinen Netzwerk. Gisela Köller-Lesweng: Es ist auch nicht immer einfach. Der Kern der Mitglieder des Solinger Frauen-Forums kennt sich schon sehr lange. Und kommt zum Teil aus der Politik oder aus Gewerkschaften. Aber auch aus anderen Frauen-Gruppen. Wir haben natürlich eine bestimmte Sprache und Redewendungen und Abkürzungen. Und wir müssen uns auch immer wieder auf neue Themen verständigen, die möglichst für alle interessant sind. Aber sie sind natürlich nicht immer für alle gleich interessant. Ich glaube, das ist für dich Anne (Lilienthal) auch manchmal ein bisschen anstrengend oder langweilig. Aber du hast trotzdem durchgehalten. Elena Doudis: Frau Lilienthal, Sie haben gerade ein bisschen genickt und gelacht. Wie haben Sie da ihren Weg gefunden? Haben Sie das dann geäußert und gesagt: „Entschuldigung, ich brauche ein bisschen mehr Erklärungen für die Abkürzungen“? Anne Lilienthal: Ne, geäußert habe ich es nicht. Da haben wir eigentlich eher danach drüber gesprochen. Ich habe dann einfach gesagt: Es war mich auch relativ zu schwer. Ich habe nicht wirklich viel verstanden. Es hätte eigentlich in Leichter Sprache sein müssen. Damit man es versteht. Und da bemühen sich jetzt alle sehr drum. Elena Doudis: Das ist ja schön! Anne Lilienthal: Das Thema wurde jetzt auch ins Frauen-Forum mit reingenommen. Elena Doudis: Aber das zeigt ja auch noch mal, wie wertvoll da ihr enger Kontakt ist miteinander. Dass sie sich da getraut haben, zu sagen: „Hm, das ist ein bisschen schwer für mich im Moment.“ Anne Lilienthal: Ja, so Vorträge ist generell relativ schwer umzusetzen. Auch wenn ich recht fit wirke. Aber das Umsetzen ist dann doch nicht ganz so einfach. Ich bin eher jemand, die sich eher zurückhält. Die einfach nur zuhört und nicht wirklich offen mitmacht. Da tue ich mich echt schwer mit. Aber ich hoffe, dass das jetzt auch ein Lern-Effekt ist. Martina Zsack-Möllmann: Ich glaube einfach, wir profitieren davon. Was wir alle nicht können, das ist die Leichte Sprache. Elena Doudis: Es ist ja wie bei jeder neuen Sprache. Man braucht Übung. Und es muss irgendwie zur Gewohnheit werden. Frau Weinert, was wollten Sie sagen? Stefanie Weinert: Ich wollte doch noch gern mal was sagen: Ich finde ja, präsent sein* [*Anmerkung von SiStaS: präsent sein heißt hier: anwesend sein] in einem Arbeitskreis oder überhaupt präsent sein als Gleichstellungs-Beauftragte oder als Frauen-Beauftragte. Das macht sehr viel. Einfach präsent sein, einfach da sein. Weil dann muss das Thema mitgedacht werden. Und allein schon gekommen sein ist top. Und bringt die anderen zum Nachdenken. Ich erinnere mich an einen Arbeitskreis, wo wir gemeinsam waren. Wir sind da zusammen hingegangen und hatten uns vorher verabredet. Das konnte man auch immer gut mit Anne (Lilienthal) machen: sich schon mal eine Viertelstunde vorher Verabreden und eine kleine Besprechung machen. Und dann sind wir gemeinsam reingegangen. Das war ein richtig gutes Treffen, nachdem wir wieder einen Folge-Termin hatten. Und es gab wieder eine neue Brücke. Denn seitdem sind mehr Frauen in Beratung von der Lebenshilfe oder Heimstatt Adolph Kolping. Es waren einfach viel mehr Frauen in Beratungen. Elena Doudis: Das freut mich sehr zu hören. Das war auch einer unserer Gedanken, als wir die erste Vernetzungstagung in Wuppertal geplant haben. Frau Nitz-Roelofsen, wie ist das denn bei Ihnen in der Beratungs-Stelle von pro familia? Sind da auch viele Frauen mit Beeinträchtigung? Margot Nitz-Roelofsen: Viele nicht, aber es kommt durchaus auch vor. Untereinander wird es wachsen. Wir kennen uns nicht ganz so gut. Es braucht ja ein Vertrauensverhältnis, dass man dann anrufen kann und sagen kann: „Ich habe da jemand, die hat gerade ziemlich Stress in ihrer Beziehung. Kann die mal vorbeikommen?“ Das ist gar kein Problem. Elena Doudis: Ich höre da auch raus, dass der persönliche Kontakt im Netzwerk auch eine wichtige Grundlage dafür ist, dass die Zusammenarbeit gut funktionieren kann, oder? Margot Nitz-Roelofsen: Ja, Vertrauen und sich kennenlernen. Elena Doudis: Ich finde, es ist auch ein gutes Beispiel, dass Frau Köller-Lesweng heute hier ist. Obwohl sie schon sagten, Sie sind eigentlich gar nicht mehr in der Gleichstellungs-Stelle tätig. Wie wichtig ist es Ihnen, einen guten Übergang zu gestalten? Und dass Frau Ernst jetzt ins Netzwerk mit reinkommt? Gisela Köller-Lesweng: Sehr wichtig, weil die Zusammenarbeit mit der Anne (Lilienthal) ist wirklich in den drei Jahren so wunderbar gewachsen. Es haben sich auch weitere Kooperationen dadurch ergeben. Also Zusammenarbeit mit weiteren Stellen. Und bevor ich dich loslasse Anne, oder Du mich loslässt, möchte ich sicher sein, dass du dich mit meinen Nachfolgerinnen genauso wohlfühlst wie mit mir. Anne Lilienthal: Doch, denke schon. Elena Doudis: Wie sehr grätscht denn die Corona-Pandemie ein bisschen rein? Sandra Ernst: Organisatorisch auf jeden Fall. Also jede Überlegung: Wo kann man sich treffen? Wie kann man sich treffen? Wie groß müssen die Räumlichkeiten sein? Oder welche anderen Bedingungen erfüllen? Und das ist ja jetzt schon der bessere Zeitpunkt unter Corona. Die Phase davor war natürlich noch wesentlich anstrengender. Elena Doudis: Vielleicht können wir uns noch mal über schönere Zeiten unterhalten. Vielleicht auch darüber, was das Netzwerk schon zusammen auf die Beine gestellt hat. Darüber würde ich gern noch mehr hören. Ich habe schon gehört: Es gab einen Wendo-Kurs. Stefanie Weinert: Den gibt es standardmäßig immer. Also eigentlich gibt es einen immer selbst von der Lebenshilfe organisiert. Und einen zweiten, den sponsort der runde Tisch dazu, bzw. die Gleichstellungs-Stelle. Das kann Gisela (Köller-Lesweng) besser sagen. Gisela Köller-Lesweng: Genau, also einen gab es regelmäßig. Und wir haben die Möglichkeit über den runden Tisch gegen häusliche Gewalt, jedes Jahr Fördermittel zu beantragen. Dann haben wir eben gezielt Fördermittel beantragt. Für einen zweiten Wendo-Kurs innerhalb der Lebenshilfe. Und der hat auch im letzten Jahr noch stattgefunden. Jetzt in diesem Jahr mussten wir halt erst mal verzichten. Aber es sieht so aus, als ob zumindest ein Kurs vielleicht auch dieses Jahr noch stattfinden könnte. Stefanie Weinert: Was uns jetzt weggefallen ist, ist unser schönes niedrigschwelliges Frauentreffen. Bei dem wir gesagt hatte, das soll direkt vor Ort stattfinden. Und dann sind wir da, trinken ein bisschen Kaffee, man spricht ein bisschen und guckt auch mal: Was sind für Fragen da? Und was kann man im kleinen Rahmen machen? In so einer kleinen halben Stunde. Sodass man sich kennenlernt und dass Frauen überhaupt mal die Möglichkeit haben, sich überhaupt mal zu treffen an einem Platz. Weil, ich bin da durchgegangen und habe gedacht: „Die treffen sich nie mal alle zusammen, nur die Frauen?“ Also so, dass diese Kraft da vor Ort auch mal sein kann. Und dass dann auch Themen angesprochen werden können. Martina Zsack-Möllmann: Es gab am Anfang auch viel Widerstand in der Werkstatt. Ich darf das glaube ich als Außenstehende so sagen. Dagegen, dass Frau Lilienthal solche kleinen Treffen macht. Und das hast du dann, glaube ich, jetzt aber durchgesetzt, dass du das machen darfst. Das war halt auch erst mal Arbeit. Elena Doudis: Kann noch mal eine von Ihnen ganz konkret sagen: Wie können sich die Zuhörer*innen die Netzwerk-Zusammenarbeit im Frauen-Forum vorstellen? Wie oft sehen Sie sich da? Martina Zsack-Möllmann: Wir haben 5 Treffen im Jahr. Wir machen am Jahres-Anfang in der Regel eine Jahres-Planung mit den Terminen. Es gibt eine kleine Gruppe, die inhaltlich die Themen setzt. Und dann versucht, im Forum abzustimmen: Wann machen wir was? Welchen Schwerpunkt machen wir? Und zu den Vorbereitungs-Treffen wird sie (Frau Lilienthal) auch eingeladen. Wenn sie da ein Thema mit einbringt, oder wir fragen: Ist das ein Thema von Interesse? Dann versuchen wir das im Forum umzusetzen. Elena Doudis: Und wie ist das, wenn man mal keine Zeit hat? Zum Beispiel: Die Frau Gonzalez-Thimm, die Behinderten-Beauftragte von der Stadt Solingen, wollte ja auch gerne kommen heute. Und hat es nicht geschafft. Und ganz viele stellen sich Netzwerk-Arbeit so arg zeit-intensiv vor. Ist das denn schlimm, wenn man mal nicht kann? Martina Zsack-Möllmann: Nein, wir versuchen, das dann entweder nachzureichen per Protokoll. Oder wir greifen auch zum Telefon und fragen: War da was? Habe ich was verpasst? Aber für das Frauen-Forum gibt es immer ein Protokoll. Und es ist auch kein Ausschluss-Grund, wenn man mal nicht kann. Elena Doudis: Stelle ich mir das richtig vor: Sie treffen sich dann da, ganz viele Frauen wahrscheinlich. Weil es ja ein Frauen-Forum ist. Und dann tauschen sie sich aus. Über ihre Arbeits-Inhalte und was sie gerade so machen? Oder planen Sie eher konkrete Aktionen? Martina Zsack-Möllmann: Wir haben ja vorher Themen festgelegt. Dann holen wir schon mal Expertinnen und Experten auch aus der Stadt-Verwaltung. Wir gucken auch: Können wir bestimmte Themen setzen, die man auch in die Politik reintragen muss? Machen wir Stellungnahmen zu bestimmten Ereignissen? Schreiben wir Briefe, weil wieder irgendwelche sexistischen Werbe-Materialien an den Wänden hängen? Und beschweren uns beim Presserat? Also so was. Elena Doudis: Ich würde gern noch einmal mehr zu Ihren kleinen und großen Erfolgen im Netzwerk und im Frauen-Forum hören. Gisela Köller-Lesweng: Also sie (Frau Lilienthal) ist auf jeden Fall einer unserer größten Erfolge. Elena Doudis: Ja, Frau Lilienthal, auf Sie wird hier viel gezeigt! Anne Lilienthal: Aber auch nur durch das Frauen-Forum. Und was sich so da rauskristallisiert hat. Und ganz großen Dank an Gisela (Köller-Lesweng). Die ganz ganz viel gemacht hat. Die mich ganz viel unterstützt hat, wo sie konnte. Martina Zsack-Möllmann: Ich glaube, was auch ein großer Erfolg ist, ist dass die Frau Lilienthal bei der Stange geblieben ist. Also, wenn mir immer solche Steine in den Weg gelegt worden wären, weiß ich nicht, ob ich bei der Stange geblieben wäre. Ich sag mal jetzt: Von der oberen Ebene. Und das finde ich eigentlich den größten Erfolg. Anne Lilienthal: Ja, nicht nur von der Chef-Etage, auch vom Werkstatt-Rat. Das ist ja ein eingeschworenes Team. Da dazwischen zu kommen, oder sich zugehörig zu fühlen, war schon echt ganz viel Arbeit. Akzeptiert zu werden, dass es so eine neue Funktion gibt, die außerhalb des Werkstatt-Rates gegründet wurde. Was halt immer noch nicht so wirklich akzeptiert wird von einigen. Aber, es bleibt halt beim Kämpfen. Elena Doudis: Aber kämpfen geht einfacher zu mehreren. Und im Gegensatz zum Werkstatt-Rat ist die Frauen-Beauftragte ja alleine. Und deswegen finde ich es umso wichtiger, dass Sie sich ein Netzwerk gesucht haben. Da reininvestiert haben. Dabei geblieben sind. Damit Sie auch Leute, vor allem Frauen, hinter sich stehen haben. Anne Lilienthal: Das ist schon ganz schön wichtig. Dass man ein paar starke Frauen hat, an die man sich wenden kann, wenn man Probleme hat. Sich auch Ratschläge holen kann. Das ist schon sehr sehr wichtig, ja. Gisela Köller-Lesweng: Ja, das ist halt auch nur der eine Punkt, wo man bei der Stange bleiben können muss. Der andere Punkt ist eben wirklich, das Vertrauen der Frauen zu gewinnen. Und da braucht es eben auch sehr, sehr viel Geduld. Und auszuhalten, dass vielleicht ein Jahr lang keine kommt und ein Problem an mich ran trägt. Obwohl ich genau weiß: Natürlich haben die Frauen Probleme. Und natürlich könnte ich ihnen weiterhelfen. Als Gleichstellungs-Beauftragte kann ich das unheimlich gut verstehen. Da war, glaube ich auch die Unterstützung des ganzen Netzwerks wichtig für dich. Dass du auch an dem Punkt durchgehalten hast. Elena Doudis: Ich habe noch eine letzte Frage an Sie: Was würden Sie gerne anderen, vor allem Frauen, auf den Weg geben? Die sich vielleicht noch nicht an das Thema „Frauen mit Behinderung“ herangewagt haben? Die da noch am Anfang stehen? Margot Nitz-Roelofsen: In den Kontakt gehen. Ich finde das relativ selbstverständlich. Martina Zsack-Möllmann: Ich würde ihnen gerne mit auf den Weg geben, dass Frauen mit Behinderung genauso Frauen sind, wie Frauen ohne Behinderung. Und man kann mit ihnen genauso in Kontakt treten. Sie haben die gleichen Fragen und die gleichen Themen. Und von daher muss es diese Hemmschwelle, die man selber so in sich hat, vielleicht gar nicht geben. Elena Doudis: Frau Lilienthal, was würden Sie denn anderen Frauen-Beauftragten mit auf den Weg geben? Wenn die vielleicht mal zweifeln zwischendurch? Anne Lilienthal: Sich eigentlich einfach Rat holen bei einer anderen. Sich austauschen. Das war eigentlich eine gute Lösung. Sich einfach jemanden suchen, dem man vertraut. Stefanie Weinert: Ich würde gern noch mal sagen, dass einfach da sein und präsent sein, das ist sehr viel. Das sind hundert Punkte. Manchmal muss nicht so viel gehandelt werden, wie wir denken. Das wäre das, was ich mitgeben würde. Gisela Köller-Lesweng: Das stimmt. Dasein ist schon Werbung! Und es braucht halt Zeit. Elena Doudis: Ja, ein bisschen Geduld und Durchhalte-Vermögen braucht es wahrscheinlich, um neue Themen voranzubringen. Anne Lilienthal: Und sich stark dafür einzusetzen. Stark zu sein, auch gegenüber anderen. Einfach seine Meinung vertreten, die man hat. Und davon nicht abweicht. Das finde ich noch ganz wichtig. Sich nicht so verunsichern zu lassen, weil jemand eine andere Meinung hat. Elena Doudis: Umso besser, dass wir hier heute zusammensaßen und das Gespräch aufgenommen haben. Sodass auch Frauen da draußen hören: Hier sitzen auch Frauen, die sich engagieren und die dran sind. Und man ist nicht allein auf dem Weg. Anne Lilienthal: Genau. Elena Doudis: Ich möchte mich ganz herzlich bedanken. Vielen Dank, dass sie sich auch hier um diesen großen, abstandsvollen Raum gekümmert haben. Und uns eingeladen haben zu sich nach Solingen. Es hat mich gefreut, dass wir uns wiedergesehen haben. Und dass ich hier auch neue Gesichter kennenlernen durfte. Ich wünsche Ihnen für Ihre weitere Zusammenarbeit im Netzwerk ganz ganz viel Erfolg und Durchhaltevermögen. Und ich hoffe, dass ganz viele Leute diese Aufnahme hören. Abspann: Vielen Dank fürs Zuhören! Ich hoffe, die Zuhörer*innen fanden das Gespräch genauso spannend wie wir. Erzählen Sie gerne anderen vom Netzwerk in Solingen. Und wenn sie sich für Themen wie Frauen-Beauftragte in Werkstätten oder Netzwerkarbeit interessieren, dann schauen Sie sich gern auch die anderen Beiträge vom Projekt Sicher Stark und Selbstbestimmt an. Bis dahin! Als NetzwerkBüro unterstützen wir das Netzwerk Frauen und Mädchen mit Behinderung / chronischer Erkrankung NRW. Das NetzwerkBüro und sein Projekt Sicher, Stark und Selbstbestimmt sind beide in Trägerschaft der Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe NRW e.V. Wir werden gefördert vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW. Vielen Dank für die Unterstützung!

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